28 Februar 2014

Nordderby: Bitter, aber Vorteil HSV

Alle Blicke am Fußballwochenende richten sich gen Norden. Das 100. Derby zwischen Werder und dem HSV steht auf dem Spielplan (Foto: dpa). Durch die norddeutsche Brille betrachtet heißt das: Mehr geht nicht! Die aktuellen Umstände machen das Match zu einem absoluten Nervenspiel: Beide Traditionsclubs müssen einen Big Point erzielen. Es geht schon fast ums sportliche Überleben. Zu Werder: Die Qualität ist im Keller. Noch kein Sieg in diesem Jahr. Dutt redet seine Leute trotzdem stark. Einziger Lichtblick ist die Rückkehr von Spielmacher Hunt. Zum HSV: Nach dem 3:0 letzte Woche gegen Dortmund sind die Rothosen im Aufwind. Der Trainerwechsel zu Mirko Slomka hat die richtigen Reizpunkte scheinbar aktiviert. Insgesamt leichter Vorteil für die Hamburger. Fällt mir als Bremer nicht leicht, das zuzugeben.

Für Schalke lief es nicht eben rund in der Champions League am Mittwoch. Man wollte sich gegen Real so gut wie möglich verkaufen. Das ging mit 1:6 aber vollends in die Hose. So richtig wissen sie in Gelsenkirchen trotz toller Erfolge in der Liga immer noch nicht, wo sie mit Trainer Jens Keller wirklich stehen. Aber auch in München wird man den Auftritt von Ronaldo & Co. sehr aufmerksam beobachtet haben. Kleine, aber ernste Sorgenfalten mögen sich auf Pep Guardiolas Stirn gebildet haben. Ein Real Madrid unter Ancelotti mit Bale, Ronaldo und Benzema in der Offensive kann auch dem FC Bayern problemlos ein paar Tore einschenken. Sollten die beiden Clubs im Viertelfinale aufeinander treffen, liegt in der Defensive der Schlüssel zum Erfolg.

Was ist sonst los an diesem 23. Bundesligaspieltag? Das Topspiel heißt ohne Zweifel Bayern gegen Schalke. Sicher wollen die Knappen sich nach der Real-Klatsche Selbstvertrauen erspielen. Aber das wird wohl nichts. Bayern wird Königsblau aus dem Stadion schießen. So einfach und so langweilig ist das. Selbst Verletztenmeldungen sind mittlerweile egal beim FCB. Die Nachrücker sind ja schließlich auch weltklasse. Bitter für die Konkurrenz! Dafür finden wir aber mit Frankfurt (13.) gegen Stuttgart (15.) ein weiteres brisantes Abstiegsduell auf dem Spielplan. Nach dem unglücklichen 3:3-Aus gegen Porto in der Europa League können die Hessen sich nun komplett auf die Liga konzentrieren. Auch ein Vorteil. Ich tipp' jetzt einfach mal die Absteiger: Freiburg, Braunschweig, Stuttgart. Was meinen Sie? Sehen Sie das anders? Ansonsten können wir uns morgen auf Dortmund gegen Nürnberg und Leverkusen gegen Mainz freuen.

Ein packendes Nordderby ohne Gewalt wünscht

Carl-Eduard Meyer

21 Februar 2014

Slomka beim HSV: Beten und gute Laune

So, nun soll es also Mirko Slomka (Bild: dpa) beim HSV richten. Die gute Laune, die derzeit in Hamburg auf Knopfdruck enstanden ist, und der inszeniertee Zweckoptimismus beim Bundesliga-Dino sind allerdings einigermaßen durchschaubar. Slomka hat keine Chance, und die muss er nutzen. Er redet die Truppe stark, setzt Reizpunkte (Westermann wohl raus aus der Startelf), inszeniert sich als echter Hamburger (im Gegensatz zu seinem Vorgänger mit festem Wohnsitz) und betet ansonsten allabendlich zum lieben Fußball-Gott, dass seine Rechnung aufgeht. Der Spielplan meint es allerdings nicht gut mit dem HSV: Dortmund kommt. Slomka muss die wahrscheinliche Niederlage positiv verkaufen und die starken Momente seiner Mannschaft herausstellen. Oder der liebe Gott trägt die Raute im Herzen und schenkt Slomka am Samstag ein Fußballwunder... Ich freu' mich auf dieses Spiel!

Das Spiel der Bayern gegen Arsenal am Mittwoch war bemerkenswert. Nicht nur wegen des Ergebnisses (2:0 für die Münchener). Guardiolas Mannschaft hatte rund 80 Prozent Ballbesitz. Und das auswärts bei einer Top-Truppe wie den Londonern. Unglaublich! Dazu machte Toni Kroos eines der besten Spiele seiner Karriere und ließ Özil, seinen Konkurrenten um die Spielmacherposition in der Nationalmannschaft, unglaublich schlecht aussehen. Und dass der Beinahe-Weltfußballer Ribery bei dieser Bayern-Gala gefehlt hat, ist auch für niemanden ein Thema. Nun muss Pep es nur noch schaffen, aus den Bayern den ersten Titelverteidiger der Champions-League-Historie zu machen. Ich halte das für keineswegs unrealistisch.

Heute Abend machen Schalke und Mainz den Opener in der Liga. Beide Mannschaften sind in den letzten Wochen in der Tabelle deutlich nach oben geklettert. Schalke auf 4, Mainz auf 7. Das wird ein feines Spiel! Stuttgart empfängt Hertha. Aber was ist da los bei den Schwaben? Einigermaßen unerwartet findet sich der VfB mitten im Abstiegsstrudel wieder. Eine wahnsinnig schwere Aufgabe für den jungen Trainer Schneider. Überhaupt ist der Abstiegskampf derzeit spannender als die Situation an der Tabellenspitze. Mit Frankfurt, Werder, Nürnberg, dem HSV und Stuttgart stecken fünf Traditionsclubs im tiefsten Schlamassel! Da werden am Saisonende Tränen fließen. Aber hoffentlich nicht bei meinen Bremern. Die Grün-Weißen müssen in Frankfurt ran, Nürnberg empfängt Augsburg.

Gute Nerven für den Abstiegskampf und viel Erfolg für Ihre Vereine wünscht

Carl-Eduard Meyer

14 Februar 2014

HSV: Auf der Rolltreppe ins Tiefgeschoss

Wow, was derzeit beim HSV abgeht, das hätte sich kein Drehbuchautor dramatischer ausdenken können. Intrigen, Demontagen, Nebelkerzen. Wer ist gut? Wer ist böse? Keiner blickt mehr durch. Fakt ist: Magath kommt nicht. Die Mannschaft agiert desaströs. Am Samstag ist in Braunschweig Abstiegsgipfel. Danach werden die Karten wieder neu gemischt. Beim HSV denkt man nur noch in Tagen. Langfristige Perspektiven sind im großen Durcheinander der Interessengruppen nicht mehr durchzusetzen. Auch wenn man kein Magath-Fan ist: Hätte die HSV-Ikone das Ruder übernommen, dann wäre zumindest ein Ende des zermürbenden Herumgewurschtels dabei herausgekommen. Klare Kante wäre allemal besser gewesen als ein ungeordnetes "Weiter so". Der HSV auf der Rolltreppe ins Tiefgeschoss (Bild: dpa).

Auch in Leverkusen brannte diese Woche der Baum. Mit einer blamablen Vorstellung verabschiedete sich der Tabellenzweite mit einem 0:1 gegen Zweitligist Kaiserslautern aus dem DFB-Pokal. Unglaublich! Nun kommt am Samstag Abend Schalke in die BayArena. Die Knappen sind derzeit super drauf. Achtung, Rudi Völler, so kann man den direkten Einzug in die Champions League schnell verspielen. Anders dagegen der VfL Wolfsburg: So langsam entwickelt Heckings Truppe Stabilität bei Spitzenleistungen. Trumpf dabei: Diva Diego wurde gegen den Strategen de Bruyne ausgetauscht. Wahrscheinlich der wichtigste Transfer von Allofs überhaupt. Um de Bruyne herum lässt sich etwas aufbauen.

Und gegen wen gewinnen die Bayern am Wochenende? Genau. Gegen Freiburg. Das waren übrigens die ersten, die den Münchenern in dieser Saison einen Punkt abgeknapst haben. Schade, dass sich die tolle Entwicklung der Breisgauer nicht fortgesetzt hat. Immerhin hat Streichs Truppe mittlerweile den Abstiegsplatz an den HSV weitergereicht. Gute Meldung im Hinblick auf die WM: Schweini ist wieder fit! Gladbach tritt bei meinen Bremern an. Dutt & Eichin können sich freuen, dass der HSV ihnen derzeit die Show stiehlt. Deshalb können sie trotz anhaltendem Misserfolg ohne großen Gegenwind weiterarbeiten. Erstaunlich, wie man in Bremen die Besonnenheit wahrt. Dortmund spielt schon wieder gegen Frankfurt, die taumelnden Stuttgarter treten in Hoffenheim an (Wirkung des Trainerwechsels komplett verpufft ...?) und Hertha erwartet am Sonntag die Wölfe.

Einen tollen Spieltag und gute Besserung dem HSV (ohne Häme) wünscht

Carl-Eduard Meyer

07 Februar 2014

SVW und HSV: Die Krise wohnt im Norden

Die Krise des deutschen Fußballs wohnt im Norden. Werder und der HSV taumeln dem Abstieg entgegen. Beide immerhin die zweit- und drittplatzierten Vereine der ewigen Bundesliga-Tabelle. Bitter für mich als Bremen-Fan und natürlich auch für die vielen HSVer hier bei news aktuell. Fangen wir mit den Rothosen an. Kapitän van der Vaart stolpert seit Wochen und Monaten glücklos über den Platz. Es gelingt ihm nicht mehr, das Spiel zu lenken.Trainer van Marwijk agiert extrem ungeschickt ("Nicht ich steige ab, sondern Ihr."). Dazu das seltsame Phänomen, dass anscheinend alle Spieler individuell schlechter werden, sobald sie beim HSV landen. Bestes Beispiel: Als "Fehleinkauf" Skjelbred von Hamburg nach Berlin wechselte, blühte er sofort auf und ist Stammspieler mit ordentlicher Leistungsbilanz. Am Sonntag ist die Hertha zu Gast in Hamburg. Mal wieder ein Schicksalsspiel für den Liga-Dino!

Auch bei Werder wird's langsam düster. Untauglich für die Bundesliga lautete das vernichtende Urteil der Kommentatoren nach dem 1:3 gegen Augsburg am letzten Spieltag. Dutts Ziel, die Mannschaft im gesicherten Mittelfeld zu platzieren, kann getrost als gescheitert betrachtet werden (Foto: dpa). Auch für ihn wird's bald ungemütlich. Warum die Profis in Augsburg kollektiv 90 Minuten im Tiefschlaf verbracht haben, kann auch er nicht erklären. Und nun die üblichen Parolen: "Haben toll trainiert", "Wir laufen gegen Dortmund bis wir kotzen", "Die Mannschaft hat es jetzt verstanden". Wer soll daran noch glauben? Immerhin sind mit Hunt und Neuzugang Obraniak am Samstag gegen den BVB zwei neue spielstarke Akteure auf dem Feld. Trotzdem wird es wohl keinen Punktgewinn geben.

Zum aktuellen Spieltag: Ach, war das noch schön, als es den FC Hollywood gab. Jede Woche Gezanke und Gezeter beim FC Bayern. Auch wenn die Qualität des FCB absolut beeindruckend ist - besonders spannend ist das Geschehen derzeit nicht an der Säbener Straße. Guardiolas Megatruppe spielt am Samstag in Nürnberg. Wahrscheinlich können die Bayern im März die Meisterschaft feiern, wenn es so weitergeht. Interessanter ist dagegen die plötzliche Auferstehung von Schalke 04. Nach zwei Siegen steht man schon wieder auf Platz vier. Aus Keller wird man einfach nicht schlau. Die Knappen empfangen Hannover 96. Noch so eine Erfolgsstory. Neuer Trainer, zwei Siege in Folge - alles wieder in Butter bei 96. Wolfsburg begrüßt Mainz, Gladbach und Leverkusen machen heute Abend den Auftakt.

Ein tolles Fußball-Wochenende wünscht

Carl-Eduard Meyer