30 August 2013

Steht die Entzauberung Guardiolas bevor?

Oh Gott, es ist wirklich passiert! Pep Guardiolas Bayern haben Punkte abgegeben! Es ist schon einigermaßen seltsam, dass dieses Szenario im Denk-Kosmos der deutschen Fußball-Öffentlichkeit bisher nicht existent war. Für mich war das 1:1 in Freiburg jedenfalls keine große Überraschung. Die bisherigen Ligaspiele der Bayern waren zwar OK, aber keinesfalls magisch. Dass eine taktisch bestens geschulte Mannschaft wie Freiburg einer Münchener B-Elf einen Punkt aknöpft, ist fast schon logisch. Guardiola (Bild: dpa) hat seine Stars fürs heutige Supercup Endspiel (live, 20.45 Uhr im ZDF) geschont. Chelsea ist die erste echte Bewährungsprobe für die neuen Bayern. Geht das Spiel in die Hose, dann werden die ersten Guardiola-Zweifler anfangen, ihr Süppchen zu kochen.

Wenig rund gelaufen ist es für Bruno Labbadia. Nach drei Niederlagen zum Saisonstart durfte er seinen Hut nehmen. Das lässt nur einen Schluss zu: Die Stuttgarter Führung hatte schon länger keine Lust mehr auf den als Miesepeter verschrieenen ehemaligen Torjäger. Überhaupt haben es derzeit die Trainer der alten Schule schwer, die nach ihrer erfolgreichen Profilaufbahn schnell auf dem Chefposten Platz genommen haben. Thorsten Fink lässt grüßen, auch ein Markus Babbel ist ein warnendes Beispiel. Plötzlich auftauchende Nobodies wie Streich oder Gisdol setzen derzeit starke Ausrufezeichen in der Liga. Nun soll's in Stuttgart mit Thomas Schneider ähnlich laufen. Nun ja ... den Einzug in die Europa League hat der Novize gestern jedenfalls schon mal vergeigt.

Ein feiner Spieltag wartet ab morgen Nachmittag auf uns. Das Top-Spiel lautet für mich Schalke gegen Leverkusen. Angeblich sollen sich die Knappen mit Bad Boy Kevin-Prince Boateng einig sein. Der ehemalige Berliner hat sich beim AC Mailand durchaus internationale Meriten verdient. Vielleicht ist er das Puzzleteil, das den Schalkern fehlt, um wieder oben anzugreifen. Der BVB tritt am Sonntag in Frankfurt an. Auch beim Vizemeister läuft es trotz drei Siegen am Stück noch nicht rund. Die Dominanz der letzten Saison ist noch nicht spürbar. Wann explodiert 28-Millionen-Mann Mkhitaryan? Die neuen Defensiv-Künstler aus Bremen treten in Gladbach an. Ein Wiedersehen mit Neu-Nationalspieler Max Kruse steht auf dem Plan. Thomas Schaaf hat den Youngster damals sträflicher Weise ziehen lassen. Dumm gelaufen!

Viel Erfolg für Ihre Teams wünscht

Carl-Eduard Meyer

23 August 2013

HSV: Eiserner Besen Magath?

Herrlich, die Bundesliga ist gerade mal zwei Spieltage alt und jeder scheint bereits zu wissen, wo die Krisen zu Hause sind. Aber manche Vereine machen es uns auch einfacher als andere. Allen voran der gute alte HSV (Foto: dpa). Erst lässt man sich ohne Gegenwehr zu Hause mit 1:5 von Hoffenheim abschlachten, dann kündigt man eine "knallharte Analyse" an (Sportchef Kreuzer), um kurz darauf die armen Profis in zwei freie Tage zu entlassen. Dumm nur, dass man an freien Tagen auch tatsächlich frei hat, und die Zeit zum Beispiel für einen Kurzurlaub auf Mallorca nutzen kann. Zumindest haben die HSV-Angestellten Aogo und Ricon das so gesehen. Zur Belohnung fliegen die beiden Urlauber nun aus dem Kader. Der Ruf nach einem eisernen Besen in Gestalt von Felix Magath wird in Hamburg immer lauter. Kann gut sein, dass man mittlerweile grobes Gerät benötigt, um den Dino wieder fit zu machen.

Ähnlich ungemütlich dürfte es derzeit wohl in Gelsenkirchen sein. Nach der 0:4-Klatsche in Wolfsburg und dem ziemlich dürftigen 1:1 in der Champions League Qualifikation gegen Saloniki liegen die Nerven bei Königsblau blank. Trainer Keller, der sich mit dem Erreichen der Königsklasse auf den letzten Metern noch eine Menge Kredit erarbeitet hat, steht schon wieder im Regen. Irgendwie werden Fans, Trainer und Verein nicht so recht warm miteinander. Und werden jetzt auch noch die fetten Fleischtöpfe der UEFA verpasst, dann fehlt Geld für wichtige Verstärkungen. Prinz Poldi soll ja im Gespräch sein. Die Knappen müssen am Wochenende in Hannover einfach gewinnen. Basta. Siege sind die einzige Medizin, die Keller & Co jetzt helfen. Ob das aber ohne Torgarant Huntelaar realistisch ist, bleibt abzuwarten.

Besser ist die Laune bei meinen Bremern. Mit sechs Punkten und null Gegentoren herrscht an der Weser Friede, Freude, Sonnenschein. Heute Abend müssen die Grün-Weißen in Dortmund vor 80.000 Zuschauern zeigen, was die knappen 1:0-Siege gegen die Abstiegskandidaten Braunschweig und Augsburg wirklich bedeuten. Seien wir ehrlich, mehr als eine ehrenvolle Niederlage wird kaum zu erreichen sein für Robin Dutts junge Truppe. Mit Spannung erwarte ich am Samstag das spielstarke Duell Leverkusen gegen Gladbach. Beide Teams bieten modernen, schnellen und anspruchsvollen Fußball. Ich schätze, wir dürfen uns auf viele tolle Tore freuen. Seltsam ruhig ist es derzeit beim FC Bayern. Ohne großen Glanz gewinnt Guardiola ein Spiel nach dem anderen. Wirkt so, als ob die Startruppe noch im lockeren Vorbereitungsmodus ist. Erst in einigen Monaten werden wir das wahre Guardiola-Bayern erleben. Jetzt kommt aber erstmal Nürnberg. Der Krisen-HSV muss zur starken Hertha. Null-Punkte-Stuttgart steht in Augsburg mächtig unter Druck.

Tolle Tore und viel Spaß wünscht

Carl-Eduard Meyer

16 August 2013

Wolfsburg, Frankfurt, Stuttgart: Große Angst vorm Null-Punkte-Start

Der 2. Spieltag ist ja immer etwas ganz Besonderes. Die Teams, die ihren Saisonauftakt vergeigt haben, zittern vor dem kompletten Fehlstart. Insbesondere die Mannschaften mit höheren Ansprüchen. Wolfsburg, Stuttgart und Frankfurt werden alles daran setzen, nach dem Wochenende nicht mit Null Punkten und einer verunsicherten Truppe dazustehen. Frankfurt wurde vor einer Woche von Aufsteiger Hertha mit 6:1 kalt abgeschossen, Wolfsburg holte sich mit 0:2 eine klare Klatsche beim Lokalrivalen Hannover ab und Stuttgart unterlag (immerhin knapp) bei einer neu formierten Mainzer Elf. Die Trainer Hecking, Labbadia und Veh (Foto: dpa) sind jetzt gefragt, die richtige Balance zwischen Ruhe und Leistungsdruck zu finden. Nur so kann der kapitale Fehlstart vermieden werden.

Ganz anders sieht es bei den Gewinnern des ersten Spieltags aus. Damit meine ich allerdings nicht Bayern, Dortmund und Leverkusen. Deren Siege gehörten zum Standardprogramm. Vielmehr träumen die Überraschungssieger Werder, Mainz und Hannover von einer ruhigen und erfolgreichen Saison. Von den Bremern wurde das schmeichelhafte 1:0 in Braunschweig gefeiert wie einst Siege über Bayern München. Auch hier hängt jetzt vieles von den Übungsleitern ab: Das Selbstbewußtsein stärken, aber auch die bereits aufkeimende Leichtfertigkeit bekämpfen. Kein leichter Spagat!

So, und was erwartet uns am Wochenende? Die Liga hat heute Abend frei, denn die Nationalspieler sollen sich von ihren Freundschaftsspielen erholen. (Ach ja, wir haben 3:3 gegen Paraguay gespielt. Egal, ist bestimmt ab morgen 15.30 Uhr komplett vergessen ... ) Bayern reist nach Frankfurt. Die Eintracht kann ihren Null-Punkte-Fehlstart also schon mal einplanen. Dortmund empfängt Braunschweig. Auch der sympathische Aufsteiger aus Norddeutschland bleibt also punktlos. Schalke reist nach Wolfsburg. Die Autostädter haben sich heute mal eben einen Luiz Gustavo von Bayern München geleistet. Insider berichten von rund 20 Millionen Euro, die geflossen sein sollen. Auch Wolfsburg stößt damit in gänzlich neue Dimensionen vor. Werder will zu Hause gegen Angstgegner Augsburg den Sechs-Punkte-Traumstart perfekt machen, der HSV empfängt das neue und erstarkte Hoffenheim. Und Stuttgart begrüßt zu Hause ein top-aufgelegtes Leverkusen.

Tolle Tore, tolle Spiele und viele Punkte für Ihre Teams wünscht

Carl-Eduard Meyer

09 August 2013

Was brütet Guardiola wirklich aus?

Heute Abend ist Schluß! Die grausame Zeit ohne Bundesliga ist endlich vorbei. Der Ball rollt wieder. Und gleich mit einem richtigen Kracher: Der allmächtige FC Bayern empfängt im Traditionsduell Mönchengladbach! Tja, die Bayern ... gibt es irgendetwas, dass in den letzten Tagen über Guardiola, Götze und die anderen Superstars noch nicht geschrieben wurde? Ich glaube nicht. Aber trotz gigantischer Vorschusslorbeeren gilt ab morgen eine simple Wahrheit: Alle Clubs starten mit Null Punkten. Selbst die Bayern. Ich persönlich freue mich sehr auf den smarten und sehr sympathischen Guardiola. Erfolg wird er haben. Das ist klar. Aber die wirklich spannende Frage lautet: Wird aus dem FCB eine Barcelona-Kopie oder brütet der Trainer-Gott noch etwas ganz anderes aus.

Auch Dortmund hat auf dem Transfermarkt geklotzt und nicht gekleckert. 10 Mio für Sokratis aus Bremen, 13 Mio für Stürmer Aubameyang und 27 Mio für den Götze-Ersatz Mkhitaryan von Schachtjor Donezk. Klopp will die Bayern ärgern und den 25-Punkte-Rückstand aus der Vorsaison verkleinern. Ein realistisches Saisonziel. Wenn es auch nicht wirklich Spannung verspricht... Alle anderen Clubs werden mit der Meisterschaft nichts zu tun haben. Schalke und Leverkusen gelten als sichere Kandidaten für die Champions League. Dahinter tummeln sich acht bis zehn Clubs, die alle vage auf die Euro League schielen. Everything goes! Sehr interessant wir die Frage, ob Freiburg und Frankfurt ihren Höhenflug fortsetzen werden. Ich fürchte nicht. Wolfsburg, Gladbach oder auch Hoffenheim werden in der neuen Saison eine deutlich bessere Rolle spielen als bisher.

Und was bringen meine Bremer zu Stande? Ehrlich gesagt schmerzt es mich wahnsinnig mitanzusehen, wie aus einem stolzen Champions League Teilnehmer in drei Jahren ein Abstiegskandidat geworden ist. Und nicht nur das. Nach dem dritten Pokal-Aus in der ersten Runde hintereinander ist der SV Werder Bremen sogar zu Deutschlands  Lachnummer mutiert. Ich setze allerdings große Hoffnungen darauf, dass das Duo Dutt/Eichin mittelfristig das Ruder rumreißen wird. Wobei man realistisch sagen muss, dass ein sicherer Klassenerhalt für die extrem junge Mannschaft wohl schon als Erfolg verbucht werden muss. Bitter.

Aber egal. Der Ball ist rund, das nächste Spiel ist immer das schwerste und im Fußball ist alles möglich. Ich wünsche Ihnen allen - ob euphorisch gestimmt oder pessimistisch - das beste für Ihre Teams und eine tolle Saison. Ich freu' mich riesig drauf!

Carl-Eduard Meyer