24 Februar 2012

BAYERN WAREN SELBST IN DER KRISE SCHONMAL UNTERHALTSAMER

Hui, das war wirklich eine sehenswerte internationale Woche. Wenn auch mit unterschiedlicher Erfolgsquote für die deutschen Teams. Fangen wir mit dem FCB an: Jahr für Jahr gibt es ein paar Wochen, in denen sich der Rekordmeister ins Tal der Tränen begibt. Nach dem öden 0:1 in Basel brennt mal wieder der Baum. Aber eigentlich weiss keiner so recht, was los ist. Die Mannschaft trabt seit Wochen lustlos und uninspiriert über die Plätze. Heynckes zuckt nur mit den Schultern, Kapitän Lahm (Foto: dpa) sondert nichtssagende Sätze in die Mikros ab und Streithammel Hoeneß wiegelt einfach ab. Komisch. Selbst in der Krise waren die Bayern schonmal unterhaltsamer. Kann mal jemand in München das Adrenalin hochfahren?

Aufregung gab's gestern Abend in Gelsenkirchen. Erst in der Nachspielzeit schaffte Schalke den Sprung ins Achtelfinale der Europa League. Huntelaar hat mit seinen drei Toren mal wieder den Unterschied gemacht. Noch mehr Respekt verdient aber Hannover 96. Das war sehr souverän, was die Niedersachsen gestern spielten. Der Sieg in Brügge hätte sogar noch höher ausfallen müssen. Ich habe große Hochachtung vor Mirko Slomka, der aus einer grauen Maus ein höchst effektives Ensemble geformt hat. Toll, dass sich die Geduld der Verantwortlichen ausgezahlt hat. In dieser Form wird Hannover in der Bundesliga wieder ein wichtiges Wörtchen im Kampf um die internationalen Startplätze mitreden.

Nach diesen zwei turbulenten Fußball-Tagen geht's heute Abend munter weiter. Gladbach empfängt den HSV. Die zaubernden Favre-Jünger müssen allerdings mit Patrick Herrmann auf einen ihrer Besten verzichten (Schlüsselbeinbruch). Hätte er so weiter gespielt, wäre der torgefährliche Mittelfeldakteur sicher auch ein Mann für die EM geworden. Die Spitzenspiele finden am Sonntag statt. Frustrierte Bayern empfangen lachende Schalker. Geht auch dieses Spiel verloren, verlässt das Münchener Staraufgebot sogar die direkten Quali-Plätze für die Champions League. Katastrophe! Den Abschluss des Spieltages bildet das Duell der spielstarken Hannoveraner in Dortmund. Kloppos Mannschaft ist ohne internationale Spiele ausgeruht und wird weiter fleißig Punkte für den Titel sammeln.

Schöne Tore und tolle Spiele wünscht

Carl-Eduard Meyer

17 Februar 2012

CHANCE UND ELEND BEI DER HERTHA

Die Situation bei Hertha bewegt sich mittlerweile irgendwo zwischen Mitleid und Spott. Nach dem unglückseligen Kurzengagement von Michael Skibbe steht Manager Preetz (Bild: dpa) vor einem dicken Scherbenhaufen. Jeder renommierte Trainer wird sich hüten, den Schleudersitz in der Hauptstadt anzunehmen. Bitter für den Traditionsclub, aber vielleicht auch endlich die Chance, einem Newcomer den Weg zu bereiten. Der HSV hat's mit Fink vorgemacht. Derzeit scheint der Ex-Regisseur des VfB Stuttgart Krassimir Balakov ganz oben auf der Wunschliste zu stehen. Hauptsache, Preetz ruft nicht doch noch bei Lothar Matthäus an.

Eine herrliche Posse lieferte Bayer Leverkusen diese Woche ab. Wie ehrfürchtige Schuljungen stritten die Profis Friedrich und Kadlec um das Trikot von Messi. Auf den Gedanken, dem Weltfußballer auf dem Platz energisch Paroli zu bieten, kam anscheinend niemand. Völler kochte und nahm den Spielern das Trikot wieder weg. Eigentlich eine lustige Geschichte, aber in Leverkusen liegen die Nerven sichtlich blank. Trotzdem sollten die Beteiligten ihren Frust nicht in branchentypischer Manier an Trainer Dutt auslassen. Platz 6 bietet noch jede Menge Spielraum.

Als überzeugter Werderaner freue ich mich natürlich wahnsinnig auf das Nordderby gegen den HSV am Samstag. Es gibt wenige Paarungen, die mehr elektrisieren. Ein klarer Favorit fehlt. Beide Teams sind derzeit nicht gefestigt. Mein Wunsch: Pizarro macht den Unterschied und schießt kurz vor Schluss das entscheidende 2:1! OK, wir werden sehen ... Der BVB reist zur Krisen-Hertha. Jetzt hat sich auch noch Kagawa verletzt. Die Bayern stehen in Freiburg ebenfalls vor einer absoluten Pflichtaufgabe. Krachen wird's sicher auf Schalke. Ex-Trainer Magath rückt an. Der Wolfsburger Übungsleiter goss unter der Woche ordentlich Benzin ins Feuer. Seiner Meinung nach ernten die Knappen derzeit lediglich die Früchte von Magaths toller Vorarbeit. So macht man sich wahre Freunde!

Jede Menge Tore und Spaß wünscht

Carl-Eduard Meyer

10 Februar 2012

HOFFENHEIMER IRRFAHRT

Bye, bye, Stani! Eigentlich klang das Experiment, ein knorriges St.Pauli-Urgestein ins beschauliche Hoffenheim zu holen, so bizarr, dass es einfach klappen musste. Nun ist Holger Stanislawski nach nicht mal einer Saison beim Sinsheimer Retorten-Club vor die Tür gesetzt worden (Bild: dpa). Die Niederlage gegen Zweitligist Fürth im DFB-Pokal (0:1) war zuviel. Übervater Hopp hat einfach die Nerven verloren und den Trainer im Vorfeld des Spiels selber demontiert. Das hilft keiner Mannschaft und kostet den wenig populären Club sicher weitere Sympathien in Fußball-Deutschland. Nun kommt also Babbel. Ohne weitere Millionen aus Hopps persönlicher Subventionskasse wird Hoffenheim keine große Zukunft haben.

Zwar jubeln die Bayern über ihren überzeugenden Pokalsieg gegen saft- und kraftlose Stuttgarter (0:2), aber die Personalien Robben und Schweinsteiger sorgen für Gewitterwolken. Der niederländische Weltstar flog gegen Stuttgart aus der Startelf und musste mit ansehen, wie der FCB ohne ihn die bisher beste Leistung des Jahres ablieferte. Dass Heynckes seine Erfolgself am Samstag gegen Lautern umstellt, ist eher unwahrscheinlich. Und schon wieder Pechvogel Schweini: Der Taktgeber im Mittelfeld wird mit Außenbandriss lange ausfallen. Keine guten Voraussetzungen für das oft zitierte Triple.

Freuen wir uns lieber auf einen spannenden Bundesligaspieltag: Tabellenführer Dortmund empfängt Leverkusen. Die Schwarz-Gelben dominieren auch ohne Götze die Liga und können vor Selbstvertrauen kaum laufen. Anders die Werkself: Ärger mit Ballack, Unzufriedenheit mit Trainer Dutt und schlappe Vorstellungen in Serie. Klare Sache für Kloppos Truppe! Werder muss auf Tormaschine Pizarro verzichten. Nachdem das 7,5-Millionen-Missverständnis Wesley zurück nach Brasilien geschickt wurde, erhält Arnautovic eine weitere Bewährungsprobe im Sturm. Der Ösi muss aufpassen, dass Schaaf nicht auch bei ihm demnächst den Daumen senkt. Das Spitzenspiel findet aber am Samstagabend statt: Gladbach empfängt Schalke. Mal sehen, wie Laiendarsteller de Camargo vom königsblauen Publikum empfangen wird. Ein Pfeifkonzert ist ihm wohl sicher!

Packende Partien und jede Menge Zündstoff wünscht

Carl-Eduard Meyer